Geburtstage feiern im Alter und bei Pflegebedürftigkeit

Feiertage sind für Pflegende Angehörige immer eine besonders große Herausforderung. Natürlich hat jeder Angehörige den Wunsch, dass ein runder Geburtstag gebührend gefeiert wird und natürlich auch Weihnachten, Ostern etc. aber das ist im Alltag nicht leicht umzusetzen. Wir geben Tipps für die Gestaltung solcher Tage.

Ist das Thema Pflegebedürftigkeit in eine Familie eingezogen, ändert sich sehr viel, wenn auch nicht alles. Vieles möchte man eben trotz Pflegealltag beibehalten und dazu gehören natürlich die Feier- und Festtage. Aber Krankheit, Gebrechlichkeit und vor allem Demenz machen da immer wieder gehörig einen Strich durch die Rechnung.

Dabei muss nicht jeder Feiertag merkwürdig, traurig und durch Hindernisse verpfuscht sein – keineswegs! Es gibt auch sehr schöne Feiertage und Geburtstage, die fast wie früher gelingen können. Das hängt immer vom Zustand der pflegebedürftigen Person ab. Aber es sind halt manchmal Banalitäten wie Darmprobleme, die es nicht möglich machen einen Feiertag so zu begehen, wie man es gewohnt ist oder geplant hat.

Pläne flexibel halten

Man kann auf jeden Fall nicht mehr so planen wie früher. Also viele Leute einladen, Essen zubereiten, festlich den Tisch decken etc. Je nach Pflegebedürftigkeit kann es sein, dass so ein Tag komplett ins Wasser fällt – egal, wie rund der Geburtstag ist. Dann kann man natürlich immer noch nachfeiern, was man auch tun sollte.

Es ist immer ein Wagnis alles auf den einen besonderen Tag zu lenken, denn es reichen kleine Unpässlichkeiten aus, dass die Person an dem Tag einfach nicht in Feierstimmung ist. Und natürlich haben besonders alte oder sehr kranke Menschen immer wieder starke Beschwerden, sodass wohl jeder nachvollziehen kann, dass eine Feier wie früher mit langen Gesprächen, langen Mahlzeiten etc. einfach nicht mehr möglich ist. Trotzdem möchte man so einen Tag doch besonders feiern.

Es macht also oft gar keinen Sinn, am Geburtstag selbst viele Verwandte, Freunde etc. einzuladen, sondern lieber einen kleinen Kreis und weitere Besuche auf andere Termine zu verschieben. Allzu viel Aufwand mit Essen und Kaffee und Kuchen sollte man auch nicht machen. Also nicht superteure Caterings bestellen, sondern zwar gutes und leckeres Essen, aber nichts, was unbedingt am selben Tag noch verzehrt werden muss.

Flexibilität ist das Stichwort! Das bedeutet, man kauft die Zutaten für besondere Mahlzeiten, ist aber nicht gezwungen, diese an diesem Tag auch zu kochen, oder so, dass man sie noch einfrieren kann. Die Feiern müssen nun einfach unkonventioneller werden, zwar feierlich, gerne auch mit schöner Dekoration, aber eben so, dass man auch noch spontan umswitchen kann.

Geburtstage feiern im Alter und bei Pflegebedürftigkeit

Ein schön gedeckter Tisch – er kann erkrankte Menschen überfordern, Gläser können umgekippt werden.

Feiern mit Dementkranken

Besonders schwierig kann es werden, wenn jemand fortgeschrittene Demenz hat und die Feiertage gar nicht mehr versteht. Warum sind plötzlich Besucher da? Warum gibt es Geschenke? Warum ist dekoriert etc. pepe. Man hat Glück, wenn die Dementen noch verstehen, dass Weihnachten, Ostern und Geburtstag ist und wenigstens ein bisschen mitmachen. Ein Hauptproblem ist aber, dass die Aufmerksamkeitsspanne sehr niedrig ist.

Das bedeutet, langen Gesprächen können sie nicht mehr folgen und wenn dann Besuch kommt, Geschenke überreicht und Small Talk machen will, wird es zäh und oft auch peinlich. Hier sind dann immer die Pflegenden Angehörigen gefragt, die Situation zu steuern. Leider verstehen Besucher nicht immer was Demenz bedeutet und erwarten immer noch die alten Konventionen.

Auch das ist eine extra Belastung für Pflegende Angehörige, da sie dann immer einlenken und quasi übersetzen müssen. Zudem müssen sie an den Feiertagen, dann einerseits das Wohl der Gäste im Auge haben, als auch das ihres pflegebedürftigen Verwandten. Und da beides kaum geht, kommt es zu schwierigen Situationen.

Oft muss man dann flexibel handeln, etwa dem Pflegebedürftigen Pausen vom Besuch gewähren oder ihn in seinem Schlafsessel ein wenig dösen lassen. Es ist einfach alles anders in so einer Situation als im „normalen“ Leben. Auch wird natürlich beim Essen und Trinken mal gekleckert und verschüttet.

Es erfordert einfach viel Geschick und Feingefühl, solche Tage zu meistern. Und bei aller Anstrengung gelingt es halt nicht immer. Trotzdem sollte man Geschenke aussuchen und dem Pflegebedürftigen kleine Freuden machen. Manche Demente können durchaus noch Gedächtnisspiele machen und altes Wissen abrufen, daher ist es eine schöne Idee, zum runden Geburtstag eine Karte mit besonderen Sprüchen zu schreiben.

Geschenke sollen den Alltag erleichtern, das können neue Kuschel- und Massagekissen sein. Dinge zum Spielen, Kneten. Natürlich ist ein Korb mit Feinkost eine gute Idee, wenn dies verträgliche Dinge sind. Auch Dekoratives, was man so aufstellen kann, dass es die pflegebedürftige Person täglich sieht, ist schön. Bei Dementen muss man allerdings immer schauen, dass es keine Reizüberflutung gibt.

Geburtstage feiern im Alter und bei Pflegebedürftigkeit

Demente haben viele Fragezeichen im Kopf, wenn der Tagesablauf durch Feiern verändert wird.

Zusätzliche Belastung und Herausforderung für Pflegende Angehörige

Aus Sicht der pflegenden Angehörigen sind Feiertage ganz klar eine zusätzliche Belastung, auch wenn sie sich Feiertage wünschen und sie möglichst so feiern wollen wie früher. Also sie einfach ausfallen zu lassen, ist keine Option! Aber klar, zu den täglichen Pflichten und dem eingespielten Pflegeablauf kommen dann noch die Vorbereitungen für eine Feier hinzu.

Auch hier bräuchte man eigentlich Entlastung von den anderen Gästen und mehr Verständnis. Der veränderte Tagesablauf verwirrt oft eine demente Person und sie reagiert vielleicht schlecht gelaunt oder sie wird nervös und entwickelt Beschwerden. Der Erwartungsdruck an Feiertagen ist bekanntlich in allen Familien hoch und bei Pflegebedürftigkeit in der Familie hat man natürlich auch seine Erwartungen. Besonders schwierig ist es dann noch an sich selbst zu denken als Pflegender Angehöriger, also daran, dass man ja auch selbst ein Anrecht auf schöne Feiertage hat.

Hier lässt unser Gesundheitssystem aber wieder einmal die Betroffenen sehr im Stich. Eigentlich könnten sie flexible Hilfe zuhause an solchen Tagen brauchen, aber flexibel ist in unserem Gesundheitssystem gar nichts. Es muss alles aufwendig beantragt und geplant werden. Es werden immer gleich hohe Summen vom Pflegegeld abgezogen, wenn man ein paar Stunden Unterstützung braucht und so ist das Budget oft schnell verbraucht.

Insgesamt wäre es einfach wünschenswert, wenn die Verantwortlichen in der Regierung, aber auch die Krankenkassen genauer hinschauen würden, wie es Pflegenden Angehörigen im Alltag eigentlich geht.

 

 

 

 

 

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