Stürze vermeiden

In der Pflegebedürftigkeit gibt es verschiedene Phasen mit verschiedenen Herausforderungen. Eine davon ist die, in der das Gehen unsicher geworden ist und gefährliche Stürze drohen.

Diese Phase ist wirklich sehr stressig für die Angehörigen, weil die Pflegebedürftigen sich oft der ständigen Gefahr nicht bewusst sind und auch, wenn sie mehrmals schon gestürzt sind, nicht vorsichtig genug. Man kann es ja auch verstehen! Wenn sie beispielsweise nachts raus müssen, dann gehen sie halt, auch wenn die Angehörigen einen Sturz befürchten müssen.

Diese Phase, meist bevor ein Rollstuhl benutzt wird, ist tatsächlich sehr heikel. Daher sollte man alle Stolperfallen wegräumen und Stürze vermeiden, wo es nur geht. Da gibt es natürlich schwierige Entscheidungen zu fällen. Beispielsweise ist der Teppich vor dem Bett einerseits eine Stolperfalle, andererseits würde er einen Sturz weicher abfangen.

Teppiche und Badteppiche

Teppiche an sich sind schwierig, weil ältere Personen oder Gehbehinderte nicht so leicht die Füße beim Laufen anheben können. Sie bleiben dann an der Kante des Teppichs hängen und fallen hin. Daher raten Experten wirklich jeden Teppich aus dem Weg zu räumen!

Das bedeutet wiederum, dass es wesentlich weniger gemütlich ist zuhause, klar. Auch im Bad stellt dies ein Problem dar, dort haben die Badteppiche ja die Aufgabe das Wasser beim Waschen aufzufangen. Hier braucht man als Pflegender Angehöriger flexible Lösungen. Meist muss dann nach dem Waschen noch mal kurz durchgewischt werden.

So lange die pflegebedürftige Person alleine wohnt und nur betreut wird, bleibt es gefährlich und schwierig. Verteilt sie viel Wasser beim Waschen, wird der Boden nass und ist wiederum eine Sturzgefahr. Der Badteppich selbst ist auch eine. An ehesten kann man dafür flache Badteppiche nehmen, die dann zwar hin- und hergeschoben werden, die aber keine hohe Kante haben, an dem die Person hängen bleiben kann. Natürlich kann sie auch über den flachen Badteppich stolpern, ihn mit sich ziehen.

In so einem Fall wäre natürlich ein Bodenbelag, der rutschsicher ist am besten, den hat man aber meist nur in der Dusch selbst. Genau diese Situationen zeigen auf, wie schwer die Pflege zuhause ist! Man muss immer individuell schauen, was für das Zuhause des Pflegebedürftigen die beste Lösung ist.

Vorübergehend können Badteppiche hilfreich sein, die fest auf dem Boden bleiben, also nicht verrutschen können und sie sollten eine weiche, nicht hohe Kante haben.

Im Schlafzimmer kann man sich überlegen, statt dem Teppich vor dem Bett, einen Teppichboden auszulegen. Dieser wird dann aber zum Problem, wenn vermehrt geputzt werden muss. Tatsächlich ist es halt so ideal, wie es in den Pflegeheimen gelöst wird. Glatte, leicht putzbare, aber nicht rutschige Böden.

Auch Fliesen selbst können zu Stolperfallen werden, da sie kleine Kanten haben. Hier muss man dann abwägen ob ein dünner Teppich nicht besser wäre. Dieser sollte dann möglichst groß gewählt werden, damit es im Laufweg keine Kanten gibt.

Schuhe: Keine Pantoffeln mehr

Die meisten Menschen tragen zuhause Pantoffeln, weil sie Luft an die Füße lassen und sie leicht an- und ausgezogen werden können. Sie sind aber hochgefährlich für alle, die eine Gehbehinderung haben, da der Pantoffel sehr leicht vom Fuß rutscht. Hier sollte man schnellstmöglichst Hausschuhe suchen, die per Klettverschluss den ganzen Fuß umschließen.

Allerdings muss man hier auch schauen, dass es Schuhe sind, indem die betroffene Person noch gut Halt hat und gut gehen kann. Oft sind die Sohlen dieser Hausschuhe sehr weich, was nicht für jeden ideal ist. Pflegende Angehörige kennen es: Die Suche nach den richtigen Schuhen kann zur Odyssee werden!

Zum Glück kann man Schuhe auch online bestellen, anprobieren und wieder zurückschicken. Wir hatten eine ganze Zeitlang Sommerschuhe von Westfalia im Einsatz, sie hatten eine feste Sohle und einen Klettverschluss. Die weichen Pantoffel für Diabetiker waren nichts zum Laufen im Haus nach einem Schlaganfall. Aber hier muss man ganz individuell schauen, welche Schuhe gut sind.

Sich aber nicht nur auf Empfehlungen verlassen, sondern verschiedenes ausprobieren, im Schuhladen und wo es geht. Auch Barfuss-Schuhe und Badeschuhe, die man nur überzieht, sollte man in Erwägung ziehen.

Welche Straßenschuhe?

Das gleiche Problem hat man mit Straßenschuhen, wenn der Gang nicht mehr sicher ist. Denn oft stolpern alte Menschen auch deshalb, weil die Schuhe nicht gut für sie sind. Ob die Schuhe eher fest sein sollen und Halt geben oder eine weiche Sohle, das ist individuell verschieden, kommt auf die persönlichen Einschränkungen und das Krankheitsbild an. Schlaganfallpatienten haben andere Probleme beim Laufen als Diabetiker mit Entzündungen.

Kaufen Sie aber nicht eher teure Markenschuhe, sondern probieren Sie verschiedenes aus! Es kommt nur darauf an, wie sich die Pflegebedürftige Person darin fühlt ob sie ein sicheres Laufgefühl hat oder nicht. Es kommt überhaupt nicht darauf an, ob die Marke für gesunde Schuhe steht oder nicht. Es gilt Stürze zu vermeiden.

Möbel, Stühle, Tische

Da Menschen, die nicht mehr sicher gehen oder vorübergehend unsicher gehen, sich gerne überall festhalten, gibt es neue Gefahren, denen sich kaum jemand bewusst ist. Das kleine Schränkchen im Flur wird plötzlich zum Haltegriff, ist aber zu leicht und gerät ins Wanken… Kommoden, Schränkchen – alles, was nicht niet- und nagelfest oder sehr schwer ist, kann umfallen, wenn man sich voll darauf stützt oder wenn man schnell danach greift, wenn man ins Stürzen gerät.

Entweder Sie räumen diese Schränkchen alle weg, oder Sie fixieren Sie mit Bohrloch an der Wand. Dann muss man noch schauen, dass man Gegenstände von der Oberfläche der Schränke wegräumt, wenn der Schrank als Festhaltehilfe genutzt wird. Leider kann man dies ja nicht vermeiden, denn in der Wohnung kann nicht überall ein Rollator verwendet werden zudem kommt er nicht in alle Ecken und Kurven. So bleibt es nicht aus, dass die gehbehinderten Personen auch mal so laufen und sich irgendwo festhalten wollen.

Stühle sind auch eine Gefahr, sie sollten daher nicht zu leicht sein. Ebenso müssen Tische eher schwer und stabil sein, denn die Betroffenen stützen sich gerne an der Tischplatte ab um aufzustehen. Ja, sie ziehen sich sogar an der Tischplatte hoch! Wenn diese nachgibt, also der Tisch kippelt ist wieder Gefahr im Verzug.

Sie sehen, wenn die Person schwach auf den Beinen ist, das Gehen nicht mehr richtig koordinieren kann oder Schwierigkeiten beim Aufstehen und Hinsetzen hat, gibt es überall Gefahren!

Das Aufstehen vom Stuhl oder Sessel ist eine echte Herausforderung, weil es einfach viel Kraft braucht. Daher wäre Muskeltraining für ältere Personen so ungeheuer wichtig. Meist entscheiden sie sich dann aber dafür, die fehlende Kraft mit den Armen auszugleichen und es kommt zu diesen gefährlichen Situationen.

Erste Transferhilfen

Das Beste, was man tun kann, ist mit Physhiotherapie und geeigneten Übungen, die Muskeln des Gesäßes und der Oberschenkel stark zu halten. Aber klar, es gibt da Grenzen und irgendwann geht es halt nicht mehr. Dann nimmt man den Rollstuhl und die Person setzt sich selbst um oder brauch eine Person als Transferhilfe, die beispielsweise mit dem Etac Turner umsetzt.

Vielleicht sind Sie als Pflegende/r Angehörige/r immer dabei und können beim Aufstehen helfen? Dann haben Sie vielleicht bemerkt, dass Ihr Schützling einen festen Halt beim Aufstehen braucht und ihre Arme zu sehr nachgeben. Dann ist es besser nicht mit den Händen hochzuhelfen, sondern der Peron den Unterarm wie eine feste Stange anzubieten. Alternativ kann ein Spazierstock oder Gehstock da zu haben. Dieser ist fest und starr und die Person kann sich daran festhalten, wenn Sie den Stock quer vor Sie halten. Aber aufgepasst! Je schwächer die Person ist umso belastender ist dieser Trick für Sie selbst, denn dann müssen Sie deren Gewicht mithalten.

Treppensteigen

Eine weitere Gefahr sind natürlich Treppen im Haus. Wenn man ein stabiles Geländer hat, kann man sich daran meist noch gut festhalten. Ein Unsicherheitsfaktor bleiben die Treppen natürlich. Eine zusätzlicher Gehlauf an der Wand ist hilfreich. Auch gibt es mittlerweile verschiedenste Treppensteighilfen, mit denen man aber erst üben muss und die natürlich nur dann sicher sind, wenn der Gleichgewichtssinn nicht gestört ist.

Treppen sind einfach gefährlich. Ein Trick ist es, die Treppe rückwärts hinunter zu gehen, was manche Senioren bevorzugen. Dann fallen sie nicht so tief und sie haben weniger Angst, wenn sie vor der Treppe stehen und hinunter sehen. Natürlich ist das rückwärts Gehen auch eine Herausforderung.

Herumstehende Gehhilfen

Natürlich ist auch ein Rollator oder eine Gehhilfe ein Hindernis, das im Weg stehen kann. Es bleibt einfach schwierig, diese in den Alltag einzubauen. Einerseits sollten sie immer greifbar in der Nähe der gehbehinderten Person sein, andererseits stören sie natürlich auch. Neben diesen beiden genannten kann auch ein Gehstock eine Stolperfalle werden. Daher gibt es solche, die alleine stehen können und nicht wo angelehnt werden müssen.

Den Haushalt an die Person anpassen

Es bleibt den Pflegenden Angehörigen ohnehin nichts anderes übrig, als im gesamten Haushalt, denn der Pflegebedürftige nutzt, sich nach Stolperfallen umzusehen und den Tagesablauf zu beobachten. Auf allen täglichen Wegen müssen die Stolperfallen wie Teppiche aus dem Weg geräumt werden.

Umräumen und Neues anschaffen gehört dann dazu. Überlegen Sie sich ob ein Gehlauf im Flur Sinn macht. Im Bad brauchen Sie ohnehin Haltegriffe. Jeder zusätzliche Griff ist gut und sorgt für ein sichereres Gefühl.

Insgesamt ist es aber trotz allem so, dass die Pflegebedürftigen durch die wenigen Schritte oder das wackelige Gehen noch fitter bleiben, als wenn nur noch der Rollstuhl genutzt wird. Daher sollte man die wenige Kraft, die noch vorhanden ist in den Beinen zu erhalten versuchen, mit Physiotherapie und täglichen Übungen.

Sitzt die Person nur noch im Rollstuhl wird sie oft viel passiver und müder. Aufstehen und ein paar Schritte gehen, bringt den Kreislauf in Schwung und sorgt für Abwechslung. Wenn es irgendwie geht, sollte man die Fähigkeit kurz aufzustehen zu erhalten versuchen. Wir hatten dies auch mit dem Etac Turner geübt. Dafür hält eine Hilfsperson den Turner fest und der Pflegling zieht sich am Griff hoch, bleibt stehen, solange es geht und setzt sich dann wieder. So kann nichts passieren und die Muskeln werden etwas trainiert.

 

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