Pflege – wenn Geschwister bei der Pflege der Eltern nicht helfen wollen

Leider kommt es sehr häufig vor, dass sich nicht alle Geschwister bei der Pflege der alten oder kranken Eltern helfen. Es gibt sehr häufig schlimme Konflikte, die die Pflegenden Angehörigen zusätzlich belasten und die Pflege auch sabotieren können.

Wer als Sohn oder Tochter sich entschieden hat, Vater oder Mutter zu pflegen, findet wider Erwarten oft Widerstand bei den anderen Geschwistern. Es ist im Grunde unerklärlich, aber statistisch gesehen schon eher der Regelfall, dass die pflegenden Geschwister von den anderen nicht unterstützt, sondern sogar angegriffen werden.

Jeder, der davon betroffen ist, sollte sich Rat und Unterstützung in den Pflegeforen besonders in den FB-Gruppen holen. Denn hier erfährt man, dass es ca. 90 % aller Pflegenden Söhne oder Töchter so geht, dass die anderen Geschwister nicht helfen und kein echtes Verständnis für die Situation erfahren.

Im Gegenteil: Viele Pflegende erwachsene Kinder werden von den nicht pflegenden sogar noch verhöhnt, verspottet, angegriffen und permanent kritisiert. Auch wenn die Geschwister sich vor der Pflegezeit gut verstanden haben, ist jetzt auf einmal alles anders, was ein zusätzlicher Stressfaktor für die Pflegenden bedeutet.

Leider gibt es für diese Konflikte kaum eine Lösung, da die nichtpflegenden Geschwister oft absolut uneinsichtig sind und zudem meist noch das Opfer spielen. Sie argumentieren dann damit, dass die Pflegenden irgendeinen finanziellen Vorteil davon hätten, und schließen die Augen davor, dass das Gegenteil der Fall ist.

Viele spielen die Pflegesituation einfach herunter und werfen ihren Geschwistern vor, sie würden sogar weniger leisten als sie, weil sie fast nur zuhause wären. Leider verstehen Personen, die nicht wenigstens ein paar Wochen lang jemanden selbst gepflegt haben, nicht das Ausmaß und die nervliche Belastung der Situation.

Sehr oft lassen sich die Konflikte innerhalb der Familien nicht lösen und die nichtpflegenden Geschwister beharren auf ihrem Standpunkt, holen alte Geschichten aus der Kindheit hervor und wollen in der Rolle des empfangenden Kindes bleiben und nicht wie es die Situation nun leider erfordert die Rollen wechseln und sich um das alte und kranke Elternteil kümmern wie um ein Kind.

Hier wären dringend Mediatoren benötigt, die zwischen den Geschwistern vermitteln und vor allem den nicht pflegenden Geschwistern ins Gewissen reden und ihnen die Situation darlegen, die sie augenscheinlich einfach verdrängen.

Wenn Sie selbst betroffen sind, machen Sie nicht den Fehler, ihre Familienkonstellation zu analysieren und echte Gründe für das Verweigern ihrer Geschwister zu suchen: Sie sind nicht allein! Es geht fast allen Töchtern und Söhnen, die pflegen sehr ähnlich und es sind immer wieder andere Familienkonstellationen und vorgeschobene Gründe, warum man in der Pflege nicht helfen will, aber vor allem, warum man die Pflege den pflegenden Geschwistern zusätzlich schwer macht.

Vorwürfe, Kritik, Runterputzen – zur Pflegesituation muss man sich gegen Angriffe aus der eigenen Familie wehren

Für die Pflegenden Angehörigen ist es unfassbar, aber wahr: Obwohl sie wissen, dass sie Gutes tun und absolut an ihre Grenzen gehen und diese sogar überschreiten, werden sie von anderen, ja gerade von den nahe stehenden Familienangehörigen angegriffen, beleidigt, kritisiert.

Die Geschwister kommen oft nur selten zu Besuch und dann wird in erster Linie kritisch beäugt, was alles besser laufen könnte. Es wird ignoriert, dass die Pflege zuhause eine andere Situation als im Heim ist. Dass nicht ein ganzer Stab an Mitarbeitern zur Verfügung steht, sondern zum normalen Alltag die Pflege dazu kommt sowie alle organisatorischen Belange und der Behördenkram.

Die nicht pflegenden Geschwister haben eine hohe Erwartungshaltung. Sie möchten, dass alles so ist wie früher als Vater oder Mutter noch für sich selbst gut sorgen konnten. Sie verstehen den Aufwand nicht, der nötig ist, bevor eine pflegebedürftige Person ordentlich angezogen und sauber gepflegt am Tisch sitzt.

Das Gefühl der Überlastung

Pflegende Angehörige, die sich intensiv um ihre Eltern kümmern, können sich oft überlastet und isoliert fühlen, wenn die Geschwister nicht ihren fairen Anteil an der Pflege leisten. Das Gefühl, allein gelassen zu werden, kann zu Frustration, Wut und emotionaler Erschöpfung führen.

Mögliche Gründe für die Zurückhaltung der Geschwister

1. Mangelnde Erkenntnis der Situation:

Manche Geschwister verstehen möglicherweise nicht vollständig die Bedürfnisse oder den Gesundheitszustand der Eltern. Ein offenes und ehrliches Gespräch über die aktuelle Situation kann dazu beitragen, ein Verständnis für die Pflegebedürfnisse zu schaffen. In sehr vielen Fällen aber machen die Geschwister dicht und stecken den Kopf in den Sand.

2. Geografische Distanz:

Geschwister, die weiter entfernt wohnen, könnten Schwierigkeiten haben, regelmäßig bei der Pflege zu helfen. In solchen Fällen ist es wichtig, alternative Möglichkeiten der Unterstützung zu besprechen, wie finanzielle Beiträge oder die Organisation von Ferienaufenthalten.

3. Berufliche und familiäre Verpflichtungen:

Manche Geschwister haben möglicherweise ihre eigenen Verpflichtungen, sei es beruflich oder familiär, die ihre Zeit begrenzen. Es ist wichtig, die Realität ihrer Lebensumstände zu berücksichtigen, um realistische Erwartungen zu setzen.

Wege zur Lösung – wenn Einsicht da ist

1. Klare Kommunikation:

Initiieren Sie offene und respektvolle Gespräche mit Ihren Geschwistern. Teilen Sie Ihre eigenen Herausforderungen mit und erläutern Sie, wie ihre Unterstützung Ihnen helfen würde. Klare Kommunikation ist entscheidend für das Verständnis der Situation.

2. Verteilung der Aufgaben:

Erstellen Sie einen Pflegeplan, der die Pflegeaufgaben unter den Geschwistern aufteilt. Dies kann dazu beitragen, klare Erwartungen zu setzen und sicherzustellen, dass jeder einen Beitrag leistet, der seinen Möglichkeiten entspricht.

3. Externen Support einbeziehen:

Wenn die direkte Unterstützung der Geschwister nicht möglich ist, suchen Sie nach externen Ressourcen wie professioneller Pflege, Pflegeheimen oder Tagespflegeeinrichtungen. Externe Hilfe kann die Belastung für alle Beteiligten reduzieren.

4. Professionelle Beratung:

In einigen Fällen kann es hilfreich sein, professionelle Beratung oder Mediation in Anspruch zu nehmen, um familiäre Konflikte zu bewältigen und gemeinsame Lösungen zu finden.

Fazit

Die Pflege der Eltern ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die eine kooperative und unterstützende Familienstruktur erfordert. Wenn Geschwister nicht in der Lage oder nicht bereit sind, ihren Beitrag zu leisten, ist es wichtig, alternative Lösungen zu finden. Kommunikation, Verständnis und die Suche nach externer Hilfe können den Weg zu einer ausgewogenen Pflegesituation ebnen. Wichtig ist, dass pflegende Angehörige ihre eigenen Grenzen erkennen und sich um ihre eigene Gesundheit kümmern, während sie ihre Eltern betreuen.

Wenn Sie es nicht schaffen mit den nichtpflegenden Geschwistern eine Lösung zu finden, dann reduzieren Sie den Kontakt aufs Nötigste. Suchen Sie sich vor allem den Rat und Austausch mit anderen Pflegenden Angehörigen, denn sie werden staunen, wie gleich diese Prozesse in so vielen Familien ablaufen.

Die Ausreden und Argumente, warum man nicht selbst mithilft, sind alle gleich. Die Vorwürfe ähneln. Leider kostet es während der Pflegezeit zu viel Kraft, sich mit den nichtpflegenden Geschwistern auseinander zu setzen. Oft muss man sich einfach distanzieren um seine Kräfte zu behalten.

Die Pflegezeit ist eine besondere Situation im Leben, die mit nichts anderem zu vergleichen ist, mit keinem Berufsstress oder anderen Anforderungen. Daher haben die Angehörigen auch kein Recht, irgendein Urteil über die Pflegenden Angehörigen zu fällen, außer es ist eine eindeutige Vernachlässigung des Elternteils festzustellen.

Eine solche Vernachlässigung können aber keine Personen feststellen, die sich mit Pflege nicht auskennen und keinen Vergleich mit dem Zustand anderer Pflegebedürftiger Menschen haben. Zum Schutz der eigenen Gesundheit, des eigenen Nervenkostüms muss man sich oft von seinen Geschwistern distanzieren. Leider ist es oft so, dass sie auch nach dem Tod des pflegebedürftigen Elternteils noch an ihrer Haltung festhalten und ihre Fehler nicht sehen.

 

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