Besser nicht alleine pflegen als Pflegender Angehöriger
Leider müssen zurzeit viele Pflegende Angehörige in Deutschland komplett alleine pflegen. Doch das ist sehr riskant.
Freiwillig pflegt wohl niemand alleine eine andere Person. Aber die finanzielle Lage in der Pflege in Deutschland und die fehlenden Kapazitäten zwingen viele Angehörige dazu komplett alleine jemanden zu pflegen.
Das ist ein großes Wagnis und bedeutet totale Überlastung. Das Wagnis besteht darin, dass jederzeit die Pflegeperson ausfallen kann. Plötzlich krank werden, einen Unfall haben oder einfach nur nicht in der Lage zu pflegen.
So spontan findet dann kaum jemand einen Kurzzeitpflegeplatz und vor allem gilt es dann als erstes Stunden zu überbrücken, in denen der Pflegling hilflos alleine zu hause ist.
Wer keinen pflegebedürftigen Angehörigen hat, kann es sich vielleicht nicht vorstellen, aber Menschen können gesundheitlich und geistig schnell in die Lage kommen, dass sie alleine hilflos sind.
Genau deswegen ist die Pflege zuhause auch so ein Aufwand genau deswegen brauchen so viele Pflegebedürftige eine 24-h-Pflege.
Wenn alte Ehepartner pflegen
Es ist traurig und hart mit anzusehen, aber aktuell ist die Pflegesituation in Deutschland so, dass viele oft schon sehr alte Menschen ihren Ehepartner pflegen.
Sie geben alles und sind rührend bemüht. Aber muss das wirklich sein? Müssen Menschen über 75 Jahren wirklich noch einen anderen Menschen pflegen, nur weil unser System keine vernünftigen Lösungen findet? Aktuell muss es leider wirklich so sein! Sehr viele alte Ehepaare sehen keine andere Lösung, als dass einer von ihnen die Pflege übernimmt.
In den meisten Fällen aus finanziellen Gründen und weil sich kein Verwandter findet, der mithilft. Außenstehende denken meist, ein Pflegedienst wäre die Lösung. Ist es aber oft nicht! Ein Pflegedienst verbraucht sehr viel vom Pflegegeld, denn er wird für die gleichen Tätigkeiten sehr viel höher bezahlt, die Pflegekasse hat dann auch ein höheres Budget, wenn man einen Pflegedienst beansprucht, aber trotzdem reicht das Geld hinten und vorne nicht, wenn ein Pflegebedürftiger 24-h betreut werden muss!
Da ein Pflegedienst am Tag immer nur mal kurz vorbeischaut, um bestimmte Aufgaben zu verrichten, ist dazwischen immer sehr viel Zeit, in der der Pflegebedürftige auch Hilfe braucht. Er muss essen, auf die Toilette und gereinigt werden und braucht etwas gegen Schmerzen. Der Haushalt muss erledigt werden, die Wäsche, Besorgungen für den Pflegling und alle seine Angelegenheiten.
All diese Zusatzaufgaben berücksichtigt das Pflegegeld nicht!
So bleibt es vielen alten Menschen gar nicht anders übrig, als den Ehepartner selbst zu pflegen. Und das ist eigentlich ein richtiges Drama! Ein Heim würde das alte Ehepaar trennen, ein Pflegedienst reicht nicht, eine 24h-Pflegekraft passt nicht immer noch in den Haushalt und kostet Minimum 1.500 €, die nicht von der Pflegekasse gezahlt werden. Man kann für eine Pflegekraft nur das Pflegegeld nehmen und das beträgt bei Pflegegrad 4 gerade mal 728 € im Monat.
So stemmen aus Not viele alte Menschen diese harte Situation alleine. Sie verlassen alleine das Haus, gehen einkaufen, zum Arzt und können unterwegs selbst stürzen oder sind Gefahren ausgesetzt, während der Ehepartner alleine zuhause ist. So sollte es nicht sein. Es sollte so geregelt werden, dass der Pflegling dann anderweitig betreut wird, aber es gibt keine solchen Angebote, wo man jeden Tag für einige Stunden entlastet wäre.
Zwar gibt es in manchen Orten das Angebot einer Tagespflege von meist 8 bis 14 Uhr, aber das ist nicht allen möglich oder angenehm und es reicht oft auch nicht. Es gibt immer wieder Situationen, wo eine Person das Haus verlassen muss.
Die Pflege alleine ist auch psychisch und nervlich eine viel zu große Belastung und Verantwortung. Jeden Tag in Alarmbereitschaft, jeden Tag immer gleich funktionieren, sich zurücknehmen, seine eigenen Beschwerden ignorieren und es darauf ankommen lassen, dass man selbst nicht spontan ausfällt.
Zudem gibt es dann keinen psychischen Ausgleich zum oft nervenzermürbenden Pflegealltag.
Hier muss dringend etwas getan werden, dass niemand mehr komplett alleine pflegen muss, wenn Verwandte nicht einspringen mögen.
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