Gewichtszunahme in der Pflege

Pflegende Angehörige können sich kaum um ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden kümmern. Das mag für Außenstehende komisch und unrealistisch klingen, ist aber einfach Fakt. Genauso wie junge Mütter ständig ihr Baby oder ihre Kleinkinder im Auge haben müssen und nicht mal alleine auf Toilette gehen können, sind Pflegende Angehörige ständig im Dienst. Oft nehmen sie drastisch zu oder ab.

Der Körper hat seine eigenen Gesetze und wer nicht auf ihn hört, bezahlt irgendwann die Rechnung. Leider haben wir alle auch noch einen starken Willen, der die Signale des Körpers gut ignorieren kann.

Pflegende Angehörige arbeiten stets über ihre eigenen Grenzen hinaus. Das heißt aber nicht, dass sie wie ein Bauarbeiter ständig körperliche Schwerstarbeit leisten, sondern das heißt, dass die gesamte Tätigkeit extrem herausfordernd ist, besonders für die Nerven und die Psyche.

Ein Beispiel: Während man im normalen Berufsleben sich darauf einstellen kann, dass es feste Pausenzeiten gibt und man einfach bis zur Pause konzentriert arbeitet, kann man als Pflegender Angehöriger die Pausen nicht so festlegen, denn die zu pflegende Person kann nicht wie ein Radio an- und ausgeschaltet werden.

Das bedeutet, hat man als Pflegender Angehöriger 2 Stunden gearbeitet, egal was, ob es Haushalt, beruflich, Gartenarbeit oder eben Pflegearbeit ist, kann man nicht sicher sein, dass man dann eine Pause hat, in der man abschalten und sich regenerieren kann. Das ist das Hauptproblem in der Pflege, auch gerade nachts. Während für alle anderen Menschen die Nachtruhe heilig ist, heißt es für Pflegende Angehörige in Alarmbereitschaft zu sein.

Ständige Alarmbereitschaft

Das bedeutet, der Körper bleibt im Bereitschaftsmodus. Zu oft hat er erlebt, dass die Pausenzeit oder die Schlafenszeit abrupt unterbrochen wird und man aufgeschreckt wird. Dann heißt es sofort funktionieren und helfen. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass die Pflegeperson Schmerzen hat und Medikamente oder Maßnahmen braucht.

Das kann auch sein, dass es ernsthafte Symptome sind, wie Brustschmerzen, bei denen man an einen Herzinfarkt denken muss, das können aber auch Ängste und Unruhe sein. Oder es muss eben nachts die Windel gewechselt werden. All diese Tätigkeiten erfordern Konzentration und eigentlich einen wachen Geist. In der Realität bedeutet das aber, dass die Pflegenden Angehörigen dies aus dem Schlaf gerissen erledigen müssen.

Es ist normal, dass Pflegende Angehörige eben noch im Tiefschlaf gewesen, schnell aufstehen und zum Pflegling eilen müssen. Das kann auch bedeuten Treppe rauf, Treppe runter. Kreislaufprobleme können sich Pflegende Angehörige daher gar nicht leisten. Während normal Berufstätige schon mal erzählen, dass sie ohnmächtig umfallen, wenn sie nachts aus dem Schlaf heraus aufstehen und zur Toilette gehen mussten, so können Pflegende Angehörige da nur mild lächeln.

Sie müssen einfach funktionieren, auch mitten in der Nacht, aus einer Tiefschlafphase heraus. Und das alleine ist es noch nicht. Denn es ist keineswegs so, dass die Sache erledigt wäre, wenn auf die Symptome oder Ängste eingegangen wurde oder eine Wärmeflasche gebracht oder Medikamente. Oft klingelt der Pflegling nach der Erledigung direkt wieder, und wieder und wieder, weil er sich nicht beruhigen lässt, das ist oft bei Demenz der Fall.

Für den Pflegenden Angehörigen bedeutet dies, kaum wieder ins Bett gelegt, wieder aufstehen und das noch 3 x. Dies alles fördert natürlich nicht gerade die Entspannungsfähigkeit der Pflegenden Angehörigen. Und gut gemeinte Ratschläge wie Meditationspausen etc. einzulegen, nützen auch nichts, wenn diese Pausen jederzeit unterbrochen werden können.

Unruhiger Tagesablauf fördert Gewichtsprobleme und andere Krankheiten

Es ist nun aber nicht so, dass Pflegende Angehörige in einem durcharbeiten müssen, nein es gibt natürlich auch oft 2 Stunden am Stück oder mehrere, wo der Pflegling nichts braucht. Aber dies weiß man ja nicht vorher und kann sich nicht darauf einstellen. Jede Arbeit, die man anfängt und auch jeder Sport, Entspannungsübung etc. muss jederzeit unterbrochen werden können und genau das verhindert, dass man abschalten kann.

Dies alles ist natürlich nicht gesund, und das wissen alle Pflegenden Angehörigen, aber sie können es nicht ändern. Die Folge davon ist, dass sie selbst Krankheiten entwickeln und dass sie oft drastisch zunehmen oder abnehmen. Der Stoffwechsel kommt durcheinander, die Mahlzeiten werden nicht in Ruhe eingenommen, sondern mal so und mal so.

Isst man gemeinsam mit seinem Patienten, so muss man mehr auf diesen schauen als auf seine eigene Mahlzeit. Isst man alleine, so kann es sein, dass der Patient während der Mahlzeit auf Toilette möchte. Oft gehen Mahlzeit und Toilettengang ineinander über. Mit all dem muss man umgehen lernen.

Man kann sich denken, dass im Grunde kein Körper so einen unruhigen Tagesablauf, bei dem man sich auf nichts so richtig einstellen kann, auch für die Verdauung nicht gut ist. Viele Pflegende Angehörige suchen Entspannung in kurzen Kaffeepausen und essen dann auch zu viel und zu oft Süßes als Seelentröster oder Nervennahrung.

Auch kann man nicht mehr so auf seine Ernährung achten wie im normalen Leben. Denn aufwendig gesund kochen, das kostet zu viel Zeit. In erster Linie schaut man, dass der Pflegling gut ernährt wird und das bedeutet nicht immer, dass etwas gekocht wird, was für alle gesund wäre, denn gesunde Gemüse blähen den Pflegling vielleicht und schaffen neue Probleme.

Die Ernährung im Haushalt wird also an die Pflege angepasst. Auch das fördert eine Gewichtszunahme.

Insgesamt verdaut der Körper in Stresszeiten schlechter. Zudem wird kaum ein Pflegender Angehöriger Zeit und Muße finden, richtig Sport zu treiben. Man muss auch aufpassen, dass man sich nicht verletzt oder Beschwerden bekommt, denn sonst kann die Pflege nicht mehr geleistet werden. Das bedeutet auch in diesem Punkt müssen sich Pflegende Angehörige selbst vernachlässigen.

In der Pflege wird einem eigentlich der eigene Alltag und Tagesablauf aus der Hand genommen. Man arbeitet jeden Tag gegen die eigene innere Uhr und gegen das, was der Körper eigentlich braucht und gewohnt ist.

ABER DARAN IST NICHT DIE ZU PFLEGENDE PERSON SCHULD, SONDERN UNSER PFLEGESYSTEM!

Krankenkassen, Staat und Gesellschaft schauen einfach zu, wie sich die Pflegenden Angehörigen verausgaben.

Sie tun kaum etwas um sie zu entlasten. Es bräuchte viel mehr flexible Hilfsangebote vor Ort, vor allem auch unbürokratisch ohne lange Anträge auszufüllen und herumtelefonieren zu müssen. Es hapert an allen Stellen in der Pflege zuhause. Und dies wird mit der Gesundheit der Pflegenden Angehörigen bezahlt.

Leider macht Pflege allgemein oft dick. Schauen Sie sich in den Pflegeheimen das Personal an. Viele, auch junge Pfleger und Pflegerinnen sind bereits unnatürlich dick, eher massig und kräftig. Sie schleppen viele zusätzliche Kilos mit sich herum, die ihnen den Alltag noch schwerer machen. Dies ist nicht ihre Schuld, sondern ein typisches Phänomen und Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt in diesem Beruf, denn es liegt ganz sicher nicht an zu wenig Bewegung und einer sitzenden Tätigkeit.

Krankenschwestern und Krankenpfleger haben meist eine normale, eher schlanke Figur, doch die Mitarbeiter in Pflegeheimen haben sehr oft ein Gewichtsproblem. Es liegt sicherlich auch daran, dass sie einen Schutzpanzer brauchen und sich ihr Nervenkostüm polstern müssen, gesund ist dies jedenfalls nicht.

 

 

 

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