Reale Fallbeispiele von Pflegenden Angehörigen Teil 1

Pflegende Angehörige sind oft vollkommen überlastet und werden von allen Seiten im Stich gelassen. Foren und Fb-Gruppen sind oft die einzige Anlaufstelle, wo sie wirklich verstanden werden, weil sie dort andere Betroffene finden. Wir stellen in loser Folge wahre Fallbeispiele vor, die der Öffentlichkeit endlich mal die Augen öffnen sollen.


Die hier vorgestellten Fälle stammen aus Communities. D.h. die Betroffenen schreiben nicht extra mitleiderregend um finanzielle oder andere Hilfen zu bekommen, sondern ausschließlich um ihr Leid mit anderen zu teilen und Tipps zu bekommen.

Enkelin (Alter zwischen 30 und 40 Jahren), krank, mit eigenem Kind pflegt Oma

Andrea (Name von der Redaktion geändert) pflegt ihre 91-jährige, chronisch schwer kranke Oma, auf einem Auge blind, auf einem Ohr taub, 1 Bein wird nicht mehr durchblutet, daher Nekrose am Zeh u.a. Die Oma lebt noch immer alleine in ihrer Wohnung und hat Pflegegrad 4.

Die Enkelin kümmert sich seit 1,5 Jahren alleine um die Oma. Die hat 30 Min Fahrtweg. Ihr eigenes Kind ist chronisch krank und hat mehrmals die Woche Termine. Enkelin ist selbst schwer krank, hat eine 70 Grad Behinderung und erhält volle Erwerbsminderungsrente.
Ihr Gesundheitszustand hat sich seit der Pflege der Oma extrem verschlechtert, weil sie dadurch eigene Termine und Arzttermine nicht wahrnehmen konnte.

Aktuell wurde ein Tumor in ihrer Brust entdeckt und etwas in ihrer Leber. Ihre Tochter muss die 1. Klasse wiederholen, da sie von der Situation zuhause überfordert ist.

Die Mutter (pflegende Enkelin) hat zu allen eigenen Erkrankungen nun noch eine schwere Depression entwickelt, hat Schmerzen, Anfälle im Gehirn (Läsionen im Gehirn) und schafft es selbst kaum mehr aus dem Bett. Ihre demenzkranke Oma ruft jeden Tag viele Male an und möchte, dass die Enkelin kommt.

Sie „flippt“ aus, wenn die Enkelin mal einen Tag nicht kommt, macht Vorwürfe, wird aggressiv, beleidigt auch die kleine Tochter und schreit diese an. Die Oma war im Vorjahr in der Kurzzeitpflege, wo sie dauerhaft hätte bleiben können aber sie wolle nach Hause und hat im Heim sogar schwer randaliert, mit Selbstmord gedroht.

Vor 3 Monaten hat sie zuhause zum 2. Mal einen Brand gelegt, aus Nachlässigkeit.  Sie kam kurzzeitig in eine Demenz-WG, wofür die Enkelin lange gekämpft hat. Nach 3 Wochen war sie wieder zuhause und hatte auch dort nur randaliert. Sie will alleine in ihrer Wohnung leben.

Die Enkelin hat kein Aufenthaltsbestimmungsrecht und kann die Oma nicht zwingen. Der 3. Pflegedienst hat bereits gekündigt, weil die Oma ihre Tabletten, ihr Insulin und die Wundversorgung verweigert, die Pfleger beschimpft, beleidigt und rausgeworfen.

Aktuell hat die Enkelin einen Antrag auf einen gesetzlichen Betreuer vor Gericht gestellt mit Aufenthaltbestimmungsrecht. Dies ist kein Einzelfall, sondern kommt sehr häufig vor! Wir hoffen für die Enkelin, dass die Situation sich bald ändert und sie ihre Gesundheit wieder stabilisieren kann.

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